Wie inszeniert der Spielfilm die Person Snowden in Hinblick auf seine wahre Biografie?
Spiegel Online zu Folge seien einige der schockierenden Snowden-Enthüllungen aus Stones Film ziemlich realistisch. Natürlich wird bei Spielfilmen üblicher Weise das Geschehen dramatisiert, dennoch hat sich dieser Film grundlegend an wahren Fakten orientiert.
Zunächst beschäftigen wir uns mit einem starken Wendepunkt des Films und zwar jener der Szene, in der Snowden, wie im Film dargestellt, wohl plötzlich entscheidet Informationen und Dateien der NSA-Datenbank und ähnliche auf eine SD Karte zu kopieren und diese dann in einem Zauberwürfel zu verstecken und so die Daten aus seinem Arbeitsplatz zu schmuggeln. Jedoch entschied Snowden in Wahrheit nicht urplötzlich die Daten unerlaubt zu entwenden, denn es ist bekannt, dass er schon seit Frühling 2012 Informationen sammelte. Wie er jedoch letztendlich jene gesammelten Daten aus seinem Arbeitsplatz unbemerkt entwendete ist bis heute nicht bekannt.
Gleich zu Beginn des Filmes wird der Fokus auf Snowdens Karriere beim der US Army als Special Forces-Kandidat gelegt. Aber schon nach vier Monaten wird er gezwungener Maßen entlassen, da er sich beide Beine bricht, jedoch nicht wie um Film gezeigt, als er vom Hochbett fällt, sondern bei einer routinemäßigen Trainingsübung. In Folge dessen war er nur wenige Zeit beim Militär, was der Film aber anders darstellt, indem er Snowden in voller Ausrüstung mehrere Szenen lang bei belastenden Trainingseinheiten zeigt. Was zugegeben Sinn ergibt, da Oliver Stone Snowden die Perspektive des Helden zuteilwerden lässt.
Zudem wurde auch Snowdens Rolle innerhalb der NSA überdramatisiert. Ohne seine Intelligenz bestreiten zu wollen, war er dennoch kein ,,hohes Tier“, sondern einer von vielen Analytikern. Der Film hingegen gibt sich viel Mühe ihn als Genie darzustellen. Nach Snowdens Werdegang beim Militär werden auch die darauffolgenden Ereignisse überspitzt dargestellt, denn es wird gezeigt wie er die Karriereleiter innerhalb des Geheimdienstes rasend schnell hochklettert.
Auch die Person Snowdens Freundin, Lindsey Mills, wurde nicht lückenlos der Wahrheit entsprechend inszeniert. So war sie sich nicht wirklich bewusst, was ihr Lebensgefährte beruflich tat. Zudem wusste sie nichts über Edwards Pläne, gesammelte Informationen des Geheimdienstes zu veröffentlichen. Im Film war seine Freundin überwiegend eingeweiht, aber wusste auch nicht alles über sein berufliches Leben.
Wie schon erwähnt wurde Snowden als Held dargestellt, jedoch wurde er nicht von allen als dieser wahrgenommen. Im Film sehen wir wie der Protagonist schon fast freundschaftliche Beziehungen zu seinen Kollegen aufbaut, wie seine Kollegen Patrick Haynes und Gabriel Sol ihm in Hawaii helfen Informationen zu stehlen und mit seinen Intentionen sympathisieren. Es wird der Anschein erweckt, dass es vielen Angestellten unangenehm war ihre beruflichen Pflichten zu erfüllen. Berichte von Snowdens wahren Kollegen, zeigten gemischte Einstellungen gegenüber Snowdens Handlungen. So sagt das House Intelligence Committee, der ehemalige Auftragnehmer der National Security Agency habe den Sicherheitsinteressen der USA großen Schaden zugefügt, indem er vertrauliche Informationen preisgegeben habe, und sein Ruf als Whistleblower sei eine Fehlbezeichnung. Es gibt
auch Berichte, dass viele der Analysten, die mit ihm arbeiteten, Snowdens Entscheidungen und sein Handeln nicht gutheißen.
Zusätzlich ist anzumerken, dass Snowden den Journalisten Laura Poitras, Glenn Greenwald und Ewen MacAskill die Handys bei ihren Treffen abnimmt, da diese von den Geheimdiensten als Wanzen verwendet werden können, so auch wahren Geschehnissen folgend wie in der Dokumentation Citizen Four von 2014. Dennoch legte er die Handys nicht in eine Mikrowelle wie im Film, sondern in Wahrheit in einen Kühlschrank, um den Datenfluss zu stoppen.
Außerdem ist zu erwähnen, dass Snowdens realer NSA-Chef nicht den Namen Corbin O`Brian trug. Oliver Stone hat diese Figur nach dem Bösewicht des Films 1984 von George Orwell benannt, was wohl Stones weniger subtile Anspielung auf den Aspekt des großen Bruders der Regierungsbehörde war. So wird im Film gezeigt wie O`Brian sehr persönlich in Snowdens Leben eingreift, was den Aspekt des Überwachungsstaates verschärft.
Nun stellt sich die Frage, wie akkurat der Film wahre Ereignisse inszenierte und laut Edward Snowden selbst geschah dies ziemlich genau. Denn Snowden hatte einen überraschenden Auftritt per Livestream direkt nach der Filmvorführung auf der Comic Convention. Regisseur Oliver Stone war ebenfalls anwesend. Natürlich kam die Frage auf, wie genau der Spielfilm war im Vergleich dazu, was wirklich passierte und er sagte:‘‘ "In terms of the actual issues, it's pretty on the money." Was so viel bedeutet wie, dass er recht korrekt war.
Trotzdem sollte man beachten, dass nicht alle Inhalte des Films faktenbasiert waren. Jedoch kommt man zu dem Fazit, dass obwohl manche Personen und Ereignisse verschönert und ausgeschmückt wurden, der Film überwiegend der Wahrheit entspricht.
Der Film ist also eine überzeugende Darstellung Snowdens Zeit vor seinem Dienst für die NSA, seines Diebstahls von Informationen, seiner Flucht aus dem Land und die Weitergabe dieser Informationen an die Journalisten Glenn Greenwald (Zachary Quinto), Laura Poitras (Melissa Leo) und Ewan MacAskill (Tom Wilkinson) und sogar seine Beziehung zu Freundin Lindsay Mills (Shailene Woodley).